Konzept:

Zur konkreten Aussage in der Malerei fand ich über die gestalterischen Ordnungsschemata der Innenarchitektur.

Mich reizte dabei besonders die Erschließung des illusionären Raumes in seiner begrenzten Fläche, die scheinbare Auflösung der ebenen Fläche in verschiedene Malebenen, die ich durch Gliederung in Streifen entstehen ließ. Die rhythmische Gegenläufigkeit, teils durch Farbmodulation von hell - dunkel erreicht, teils durch Veränderung der Streifenstruktur ergab oftmals Verschränkungen der Malebenen. Dies führte zu perspektivischen Irritationen, die ich in weiteren Arbeiten besonders thematisierte. Durch die Reduktion einer Farbe pro Strukturfeld und den gezielten Einsatz von weiß - grau - schwarz erhalten die Bilder eine Dynamik und Balance zugleich. Dies habe ich auf glatten , sowie auch auf strukturierten Malgründen untersucht, wobei der Farbauftrag (Acryl) bei den glatten Malgründen mit Rollen erfolgt, auf strukturierten aber mit dem Pinsel. Diese Gegensätzlichkeit vermittelt mir einen besonderen Reiz.

Den Arbeiten liegt weniger mathematische Gesetzmäßigkeit zugrunde, als vielmehr unmittelbare Anschaulichkeit durch die rationale Erfassung optischer Strukturen. Damit will ich Akzente setzen gegen die laute, turbulente Welt, die immer schneller zu entgleiten scheint.



Dr. Annemarie Zeiller über Sybille Hochreiter:

Das Spiel mit den Gesetzen der Farben

Der Farbe schenkt die Malerin Sybille Hochreiter während des Arbeitsprozesses die meiste Aufmerksamkeit. Trotzdem beherrscht die Linie den Gesamteindruck eines jeden ihrer Werke. Dieser Umstand mag daher rühren, dass die vorwiegend rechteckigen Farbflächen scharf gegeneinander abgegrenzt und regelmäßig angeordnet sind. In der Flächenaufteilung tritt ein Gerüst, das die Komposition trägt, in Erscheinung. Breite Streifen oder schmale, die wie dicke Geraden wirken, rhythmisieren die gestaltete Leinwand. Damit die Farbwechsel fehlerlos nebeneinander stehen, sind die unendlichen Mühen exakter Arbeit nötig. Feinste Gerätschaften sind dabei Voraussetzung. Bis ins kleinste Detail vermeidet die Künstlerin auch winzige Unregelmäßigkeiten, weswegen sie schon einmal das Vergrößerungsglas zum Einsatz bringt.

Die Arbeiten von Sybille Hochreiter bieten ein Wechselspiel von Gegenüberstellung, Wiederholung, Gegenläufigkeit und Abwandlung. Vordergründige Zusammenhänge wie das Alternieren zweier Farben sind Ausgangspunkt für weitere schrittweise Abänderungen wie das dunkel oder heller Werden einzelner Töne. So entstehen mehrstufige Gestaltungen von unterschiedlicher Komplexität. Allen Gemälden der Künstlerin ist jedoch eigen, dass ihr Prinzip des Aufbaus, selbst wenn der Betrachter es kennt, nicht auf einen Blick erfassbar ist. Denn Sibylle Hochreiter setzt der unbedingten Regelmäßigkeit im Einzelnen die Kompliziertheit des Ganzen entgegen. Obwohl die Bilder von Sybille Hochreiter in gewisser Weise unter den Begriff der konkreten Kunst fallen, wehrt sich die Künstlerin gegen die Starrheit dieser Zuordnung. Dem konkret/konstruktiven Ursprung steht die Positionierung des vollendeten Bildes in der Wirklichkeit entgegen. In ihrer Zeit als Innenarchitektin hat die Künstlerin durch formale Überlegungen Räume und Gegenstände einer Ordnung unterworfen. Mit strukturierendem Blick schafft sie nun Farbräume. Diese tragen ein Erfahrungsmoment in sich, durch das der Betrachter suggestiv einbezogen wird. Hierbei spielen die bewusst eingesetzten Gesetze des Farbverhalten die entscheidende Rolle. Da Farbtöne in unterschiedlicher Umgebung unterschiedlich aussehen, kann der Betrachter ohne Hilfsmittel nicht immer sicher einschätzen, ob er es an voneinander getrennten Stellen mit derselben oder einer anderen Nuance zu tun hat. Irritierend findet die unterschiedliche Wirkung von hellen und dunklen Abstufungen ihren Einsatz, wenn die gleich bleibende Breite eines Farbstreifens mehr gewusst als gesehen werden kann. Solche Dynamik der Einzelheiten wird jeweils von einem übergreifenden Gedanken zusammengehalten. Waagrecht oder schräg werden Bänder oder Dreiecke durch den Zusammenhalt ihrer Gestaltung sichtbar. Die Ausführung ihrer Ideen verlangt von der Künstlerin höchste Konzentration bei der exakten Planung. Noch bevor sie zum ersten Pinselstrich auf der Leinwand ansetzt, legt sie fest, wie breit und hoch die einzelnen Teilflächen sein werden und wie oft welche Farbe in wie vielen Varianten vorkommen soll. Dabei von Mathematik zu sprechen, bedeutet eine Verkürzung des Sachverhalts. In voller Absicht werden Vorgaben wie der Goldene Schnitt oder die Fibonacci-Zahlen vermieden. Zahlenverhältnisse sind vielmehr das Hilfsmittel, mit dem Sybille Hochreiter ihre Vorstellungen ausdrückt. Wenn sie dabei Eigenschaften des Kreises für eine regelmäßige Verdichtung und Verdünnung von Abständen nutzt, könnte jede andere Konstruktion, die Ähnliches leistet, ebenfalls zur Anwendung kommen. Ihre Gedanken sind Bilder, die nur zur Verwirklichung mit Zahlen beschrieben werden müssen. Erst im Ineinandergreifen einzelner visueller Strategien entsteht das Labyrinth des individuellen Werkes.

Annemarie Zeiller